Eine Grundvoraussetzung einer gelingenden naturwissenschaftlichen Bildung ist, dass sowohl sich die Lehrenden als auch die Lernenden eine forschende, eine dialogische Grundhaltung zu eigen machen:
Die Lehrenden können die „innere Welt der Lernenden“ nur in einem stetigen Prozess, immer wieder aufs Neue, im direkten Kontakt, im Dialog, erkunden, erforschen.
Durch die Förderung der forschende Haltung bei den Lernenden, können sie die Wissen-„schaft“ als ein sich stetig Entwickelndes, geschaffen Werdendes erleben. Es geht darum, statt der „Kultur der schnellen Antworten“ eine „Kultur des Fragens“ zu leben, die von den Lehrenden und Lernenden Geduld und Ausdauer fordert und in der auch die Vorläufigkeit von Antworten, auch das Ungelöste, noch Geheimnisvolle, seinen Platz hat. Diese Forschungshaltung hat allgemeinbildenden Wert. Sie ist Voraussetzung einer selbstgesteuerten Lebenshaltung.
Eine so angelegte naturwissenschaftliche Bildung benötig Zeit. Diese Zeit kann durch konsequentes exemplarisches und entwicklungsgemäßes Lehren gewonnen werden kann. Beispielsweise erfordert die Mathematisierung der Physik, die klare Unterscheidung von Stoff- und Teilchenebene in der Chemie, der Differenzierung von Genotyp und Phänotyp in der Biologie, in höheren Klassen viel weniger Zeit als in tieferen Klassenstufen und können bei den Lernenden viel tiefer innerlich verankert werden, als wenn sie „verfrüht“ mit einem oft hohen Aufwand an Übungszeit gelehrt werden.