In seinem Buch „Lernen sichtbar machen“ beschreibt John Hattie nicht nur die Ergebnisse von 800 Meta-Analysen, die auf über 50.000 Studien mit über 250 Millionen Lernenden zurückgreifen, sondern er beschreibt auch ein Modell des Lernens mit drei „Ebenen der Lernleistung“, die die zuvor beschriebenen drei Unterrichtsstufen ergänzen. Hattie unterscheidet drei Ebenen, auf der das im Unterricht dargestellte Wissen vom Lernenden verinnerlicht werden kann:
- Die Ebene des Oberflächenwissens beinhaltet das Wissen und Verstehen von aufgenommenen Vorstellungen und Fakten.
- Auf der Ebene des tieferen Verstehens wurden die reproduzierbaren aufgenommenen Inhalte vom Lernenden selbst durchgeführte kognitive Verarbeitungsprozesse neu strukturiert, so dass er sie über den ursprünglich gelernten Anwendungsbereich hinaus gebrauchen kann.
- Auf der Ebene des persönlichen Verstehens versucht der Lernende, das neu erworbene Wissen und Können in sein persönliches Wissen, in seine individuellen Begriffssysteme und in sein persönliches Können zu integrieren. Dazu muss es in der Regel entsprechend neu konstruiert werden.
Bei Hattie umfasst die dritte Ebene auch eine Art Metaebene, durch die die Lernenden immer deutlicher zu verstehen beginnen, wie sie ihre persönlichen Lernprozesse organisieren können. Er schreibt dazu: „Wenn sie [die Lernenden] diese Reise selbst steuern und beobachtet können, dann sind sie Lehrende für ihr eigenes Lernen. Steuerung oder Meta-Kognition ist das Wissen um die eigenen kognitiven Prozesse (das Wissen) und um die Beobachtung dieser Prozesse (die Befähigung). Das Ziel vieler Lernaufgaben ist die Entwicklung dieser Befähigung, sodass Lernende ein Gefühl der Selbststeuerung erwerben.“
Zusammenfassend schreibt er weiter: „Wir benötigen einen grundlegenden Wechsel, weg von der übermäßigen Abhängigkeit von Oberflächen-Informationen (der ersten Welt) und der falschen Annahme, dass das Bildungsziel das tiefe Verstehen oder die Entwicklung von Denkfähigkeiten (die zweite Welt) ist, hin zu einem Gleichgewicht aus Oberflächen- und tiefem Lernen, das die Lernenden erfolgreicher dazu hinführt, haltbare Theorien über die Erkenntnis und die Wirklichkeit (die dritte Welt) zu konstruieren. Aus dem Oberflächen-, dem tiefen Wissen und dem Verstehen können Lernende Konzepte und Ideen konstruieren, die dann die Art und Weise bestimmen, wie sie Oberflächen- und tiefergehende Lernprozesse angehen (die dritte Welt des konstruierenden Verstehens).“
In seinem Buch beschreibt Hattie dann sehr ausführlich, welche Schlüsse er für die Gestaltung von Unterricht zieht, insbesondere um den Lernenden die drei Ebenen des Wissens und Verstehens zu ermöglichen.